Nachdem ich auf meinem Pacific Crest Trail (PCT) Hike die Garmin Fenix 5 Plus dabei hatte, ist mir am Ende meines USA Aufenthaltes die Fenix 6 in einem Sportshop in Orlando begegnet. Die Fenix 6 mir hauptsächlich deshalb sofort aufgefallen, weil das Display ein gutes Stück größer ist, als bei meiner Fenix 5 Plus.
Bei der Fenix 5 Plus hat mich primär die Software gestört. Da ich neugierig war, ob und was Garmin bei dem Nachfolger verbessert hat, habe ich mir zuerst die technischen Spezifikationen und Neuerungen angeschaut.
Die Fenix 6 Pro Sapphire Titan ist der direkte Nachfolger der Fenix 5 Plus Saphir Titan. Obwohl die Optik der Armbänder leicht geändert wurde, passen die Fenix 5 Armbänder problemlos an der 6er Serie.
Neue Features:
Was hat die neue, was die alte nicht hat?
- Die Auflösung beträgt nun 260 statt 240 Pixel. Das hört sich nicht nach viel Unterschied an, aber das Display aber die Kreisform hat, bedeutet das deutlich mehr Fläche. Die Maße der Uhr haben sich dabei nicht wesentlich geändert. Das liegt daran dass Garmin bei der Vorgängerserie in alle Modelle (egal welche Größe) das gleiche Display verbaut hat. Somit sind bei der Fenix 5 Serie bei den größeren Uhren nur die Ränder größer geworden.
- Der Speicher der Uhr zum Ablegen von Karten und / oder Musik ist nun doppelt so groß. Das macht durchaus Sinn, wenn man die Uhr auch im Ausland benutzt, weil ich bei der Fenix 5 mit der PCT Karte, eine USA West Karte und der Europakarte den Speicher weitgehend belegt hatte.
- Es gibt einen neuen Sensor, der die Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut ermöglicht (das können einfache Puls Messer für knapp 30€ übrigens auch). So revolutionär die Garmin das darstellt, ist diese Funktion nicht.
- Die Uhr hat diverse neue Funktionen in Software (Höhenaklimatisierung, Temperaturaklimatisierung), Body Battery (soll darstellen wie viel Prozent seiner Leistungsfähigkeit man in Berücksichtigung von Tranings, Schlaf usw. hat).
- Deutlich höhere Laufzeit und ein sehr detailliertes Strommanagement
- Karten beim Vorgänger im Preis nur die Europakarte enthalten (wenn in Europa gekauft), während jetzt Nord und Südamerika, Europa und der mittlere Osten, sowie Afrika enthalten sind.
- Es gibt diverse Features, die ich mehr oder weniger als Spielerei abstempeln würde beispielsweise die Vorhersage von Marathonzeiten (basierend auf dem VO2max wert)
- Schnellerer Prozessor
- Pulsmessung am Handgelenk beim schwimmen
- Unfallfunktion mit Benachrichtung (die kann man meiner Meinung nach vergessen, weil das nur mit einem Handy funktioniert, das möglicherweise kein Netz hat und / oder beim Sturz beschädigt wird)
- Bei den Karten kann man einige Einstellungen zur Farbdarstellung machen (Marine, Dunkel, Hochkontrast).
Die Software mal wieder
Ich hatte die Hoffnung, dass die aufgerüstete Hardware nun auch dazu führt, dass die Probleme mit der Fenix 5 Serie nun behoben sind (z.B. das Limit auf 50 Strecken – danach gibt es einen schwarzen Bildschirm, den man zwar nach wie vor navigieren kann, aber man sieht halt nichts). Das Problem ist nach wie vor vorhanden, obwohl ich dem Garmin Beta Entwicklern das vor einem Jahr lang und breit erklärt habe.
Wie viel Tage Tracking ohne Aufzeichnung möglich ist, habe ich noch nicht getestet. Bei der Fenix 5 war meist nach 3-4 Tagen Ende. Alles darüber hinaus war mit Risiko behaftet und hat irgendwann dazu geführt, dass keine Trackaufzeichnung mehr möglich war. Da man nur mit Onlineverbindung (also Mobilfunk oder WLAN auf dem Handy) die Daten übertragen kann. Eine Zwischenspeicherung der Trackaufzeichnungen auf dem Handy ist nicht möglich. Das hat auf dem PCT immer wieder dazu geführt, dass ich Tracks nicht aufzeichnen konnte, weil mal wieder das Softlimit erreicht war.
Update 06.08.2021: Die Bugs bzgl. der Aufzeichnung, die schon 2019 in der Fenix 5 Software vorhanden waren, gibt es noch immer. Bei meinem letzten Beispiel war nicht mal das Problem. dass mehrere Tage aufgezeichnet waren, sondern während eines nicht abgeschlossenen Tracks ein Ortswechsel stattgefunden hat. Die Lösung war mal wieder ein Reset. Garmin zeigt also recht eindeutig, dass keinerlei Interesse an funktionierenden Grundfunktionen besteht oder ist zumindest nicht fähig die Probleme zu beheben.
Neben der reinen Anzahl der Wegpunkte, haben offenbar auch andere Aspekte eine Rolle gespielt. Denn mal ließen sich mehr Trackingpunkte aufzeichnen, mal weniger. Teilweise hat nur ein Hardresetder Uhr geholfen, wenn man das Limit mal erreicht hatte. Mal konnte man mit einem Neustart einen weiteren Tag aufzeichnen. Das interessante war, dass wenn die Uhr überhaupt mit der Aufzeichnung begonnen hat (das sieht man innerhalb einer Minute, ob eine Strecke abweichend von 0 ermittelt wird), dann hat auch die Länge keine Rolle gespielt. Wenn die Aufzeichnung also mal lief, waren auch 13h Aufzeichnung kein Problem. Insofern erkennt man recht eindeutig, dass sich um reine Softwarerestriktionen handelt.
Und sonst so
Die Einstellungen zur Darstellung von Karten sind zwar von der Idee nett, aber leider unbrauchbar. Hochkontrast ist auch nicht kontrastreicher als die Standarddarstellung, sondern nur anders. Dunkel ist quasi eine Invertierte Darstellung. Der Hintergrund ist dabei schwarz, statt nahezu weiß. Den Kritikpunkt hat Garmin offenbar aufgegriffen. Ob sich das aber auch auf die PCT Karte auswirkt, weiß ich nicht, da ich vermute, dass die Darstellung des Weges schlicht eine Grafik ist, die über die Karte gelegt ist, habe ich zweifel. Das könnte ich aber erst testen, wenn ich die Karte neu kaufe, da jeder Kartenkauf bei Garmin an das Gerät gekoppelt ist.
Fenix 5 Plus Saphir Titan, Fenix 6 Pro Sapphire Titan, Fenix 6 Sapphire Titan
Zum Vergleich die Fenix 5S Plus (selbst beim kleinsten Fenix 5 Modell ist der größere Rand schon deutlich erkennbar). Man sieht übrigens auch schön den Unterschied zwischen der realen Darstellung und den Produktfotos von Garmin. So wie auf den Garmin Bildern sieht es bestenfalls bei voller Sonneneinstrahlung aus.
Auf dem Bild Fenix 5 vs. Fenix 6 erkennt man die unterschiedliche Displaygröße nicht so gut, weil der Hintergrund eh schwarz ist. In der Realität und z.B. bei einer Kartendarstellung fällt der Effekt aber sofort auf. Siehe auch Fenix 5S zum Vergleich.
Der Prozessor ist meiner Meinung nach wirklich schneller (ich kann nicht direkt vergleichen, da ich die Fenix 5 verkauft habe). Derartige subjektive Eindrücke können aber täuschen.
Fazit:
Mein Fazit ist vergleichbar der Fenix 5 Plus. Aus diesem Grund und wegen der weitgehend gleichen Software habe ich hier auch nicht erneut alle Aspekte aufgeführt, die ich im 5er Test berücksichtigt habe.
Bei der Fenix 6 Pro ist die Hardware deutlich besser geworden (an der hat es bei der 5er Serie aber auch schon nicht gehapert). Es krankt aber immer noch an der Software. Hinweise auf Fehler (nicht mal Verbesserungen) werden von Garmin ignoriert.
Nach wie vor halte ich die Fenix für das beste Backup, falls man auf dem PCT oder anderen Trails im Schnee unterwegs ist und eine Notfallnavigation benötigt, die auch Minusgrade übersteht. Allerdings hat die Software bei dem abgerufenen Preis (der jetzt übrigens aktuell noch mal ca. 150€ über dem Marktpreis der Fenix 5 Plus liegt, als ich sie gekauft habe) einfach zu viele Macken. Somit bleibt die Fenix für die meisten Leute ein sehr teures Luxusgadget, von dem man nur einen Teil der Funktionen nutzt.
Wenn das Leben von einem derartigen GPS Device abhängt, dann können sich die Kosten aber sehr schnell relativieren.
Das ganze Garmin Marketing mit den Expeditionsbildern (irgendwelche Abenteurer in entlegenen Gegenden) und dem Expeditions Modus halte ich aber nur für Marketing. Der Standardsportler soll die Möglichkeit bekommen sich das Abenteuerimage überzustreifen. Das fühlt sich gut an und weckt den Kaufwunsch.
Wenn Garmin die Uhr wirklich expeditionsgeeignet auslegen wollte, wäre der erste Schritt die unnötigen Restriktionen zu entfernen (nur 50 Routen, nur 200 Punkte pro Route, Onlinezwang bei Übertragung der aufgezeichneten Tracks).
Somit bleibt die Fenix 6 ein ziemlich teures Luxusutensil, von der viele Sportler nur den geringsten Teil der Funktionen nutzen werden.
Nachtrag: 10.04.2022:
Die Software ist noch genauso schlecht wie 2019. Das heißt, dass auch die aktuelle Software noch immer alles in der Earthmate App kaputt synchronisiert und es gibt nach wie vor keinen vernünftigen Export / Import. Ein Armutszeugnis für Garmin. Das zeigt aber auch, dass Garmin primär ein Image verkauft und keine nutzbare Expeditionsuhr.
Woran mache ich das fest?
Ich habe die ursprünglich rund 100.000 synchronisierten Streckenpunkte erneut zur Fenix übertragen, da während der Softwareupdates die meisten Routen verloren gegangen waren. Interessanterweise waren die Routen offenbar doch noch auf der Fenix, denn danach hatte ich doppelt so viele Wegpunkte und Routen auf der Earthmate Webseite, die meisten aber mit einem Datum statt dem Namen und diversen anderen Verschlimmbesserungen.
Dank der miserablen Export- und Importfunktionen (Export geht zwar für alle Routen aber der Import geht nur einzeln, da sonst alle Routen den Namen der einen Export Datei bekommen und nicht den der Routen, der sogar exportiert wird). Der Import geht übrigens generell nur Datei für Datei. Somit ist man nach so einer Fehlsynchronisation bei 500 Routen und 200 Wegpunkten gut einen Tag mit aufräumen und reparieren beschäftigt.
Auch die Bugs in der Anzeige von einer größere Anzahl von Routen (schwarzer Bildschirm) ist nach 3 Jahren! immer noch da. Es interessiert Garmin schlicht nicht.