2011 habe ich meinen Job gewechselt und somit hatte ich unverhofft kurzfristig ein paar Wochen Urlaub, da ich meinen Resturlaub und die Überstunden abfeiern musste.
Somit habe ich mich spontan entschlossen nach Berlin zu fliegen, da ich dort zuletzt als Kind war, als es noch die Ost / West Unterteilung gab. Damals war ich nur in West-Berlin.
Von Pleiten und Pannen
An dem Anreisetag sind mir dann gleich zwei Missgeschicke passiert. Zuerst habe ich meinen Flug verpasst (ich hatte aufgrund der frühen Abflugzeit viel zu optimistisch die Zeit berechnet, obwohl ich es eigentlich hätte besser wissen müssen. Dummerweise war ich also zu spät für den Check in. Somit musste ich umbuchen was dann einen saftigen Aufpreis bedeutet hat, der viel teurer war als der eigentliche Flug. Das liegt an dem Konzept der Fluggesellschaften die ersten Tickets günstig zu verkaufen und dann die letzten sehr teuer. Da ich nun einen der letzten Plätze hatte und beim ersten Flug einen der ersten Plätze, gab es eine sehr hohe Differenz.
Die Lufthansa hat sich aber leider überhaupt nicht kulant gezeigt. Das hat mich dann dazu veranlasst konsequent nicht mehr Lufthansa zu fliegen bei allen Folgeflügen.
Da ich nun eh schon knapp dran war bin ich im Flughafen auch glatt an der Gepäckausgabe vorbei gelaufen und konnte meinen Koffer dann wieder mit Verzögerung abholen. Jetzt denkt ihr vielleicht wie bescheuert kann man sein? Da kommt man doch am Flughafen nicht dran vorbei. Nun der Flughafen in Berlin ist Uralt und ganz anders aufgebaut als moderne Flughäfen. In meinem Fall ward die Gepäckausgabe quasi ein paar meter hinter dem Flieger aber eben nicht auf dem Weg.
Da hab ich mich dann gleich noch in ein frisch auf die Wartebank gekleistertes Kaugummi gesetzt, was ich dann einen Tag später gemerkt hatte, weil überall der Mist in den Klamotten hing. Wenn es mal schief läuft, dann auch richtig.
Da es in Berlin ja quasi unendlich viel zu tun gibt, habe ich vorher alles im Detail vorgeplant. Aber wie üblich ist es sehr schwierig alle Aktivitäten vorher bzgl. des Zeitbedarfes zu schätzen. Somit hat die Planung zwar wie immer geholfen aber ich habe mir – auch wie immer – zu viel vorgenommen. Ich habe dann einfach vor ort spontan improvisiert und umgebaut.
Die Unterkunft
Geschlafen habe ich in einer Pension am Kurfürstendamm (Dittberner). Die Preise waren für ein Einzelzimmer sehr günstig. Die Pension wurde primär von Ausländern genutzt und war zumindest damals ein Geheimtipp. Das Gebäude war sehr alt. Es gab auch einen Aufzug (genauso alt) und die Treppe im Treppenhaus was aus Holz und knarrte bei jedem Schritt. Ich fühlte mich an Film- oder Buchszenen erinnert, bei denen man unbemerkt versucht ins Gebäude zu gelangen, wenn man abends zu spät heim kommt.
Das ganze Ambiente war zwar z.B. was Teppiche oder Internet anging modernisiert aber der Rest der Einrichtung entsprach noch weitgehend der ursprünglichen Einrichtung oder war zumindest Stilecht ersetzt worden. Somit wirkte die Pension sehr urig aber auch cool.
Tag 1:
Begonnen habe ich am ersten Tag mit einem Stadtrundgang. Ich hatte mich mit einem Freund getroffen, der in Potsdam wohnt. Bei dem Rundgang haben wir Berlin zu Fuß erkundet (bzw. hauptsächlich ich, der Freund hat den Erklärbär gemacht). Allein das ist in Berlin wirklich toll. Die Entfernungen sind weitgehend überschaubar. Das U- / S-Bahn Netz funktioniert gut und ist überschaubar. Man muss sich als Landei erst etwas an das System gewöhnen.
Anschließend haben wir zusammen den Bundestag besichtigt. Dort gab es 2001 zwei Touren – eine in der Kuppel und eine geht in das Innere des Bundestages. Für beide Führungen musste man sich zumindest im Jahr 2011 vorher anmelden.
Nachmittags haben wir uns dann noch zwei Führungen in die Berliner Unterwelten gegönnt. Zwei Bunker einer dem ersten und einer aus dem zweiten Weltkrieg. Einer davon mitten im U-Bahn Netz. Der ganze Bahnhof war so ausgelegt, dass er sich zum Bunker umfunktionieren lässt. Es laufen jeden Tag tausende daran vorbei ohne zu wissen was hinter den Türen ist. Ich finde der Teil gehört einfach zur Berliner Geschichte dazu.
Abends waren wir dann noch gemütlich mit dem Bekannten essen und dann haben wir uns noch den Fernsehturm besucht.
Das Loxx habe ich mir am ersten auch angesehen (das war eine deutlich schlechtere Version der Miniaturwunderlandes in Hamburg aber offenbar haben das andere auch so gesehen und die haben die Pforten bereits wieder geschlossen).
Tag 2:
Am nächsten Tag ging es in das Schloss Charlottenburg was wirklich toll ist. Schlösser gibt es um Berlin ja wahrlich im Überfluss.
Danach habe ich eine Führung im Olympiastation mitgemacht. Das ist wirklich beeindruckend. Vor allem auch, weil man noch immer die Geschichte (Nazivergangenheit) sieht und einem auch der Größenwahnsinn der Nazivorbereitungen auf die Welhauptstadt erkennt. Die Führung im Stadion kann ich sehr empfehlen. Dort habe ich dann auch das verspätete Mittagessen vertilgt.
Danach habe ich mir die Eastsidegalerie angeschaut, die wirklich sehenswert ist.
Weiterhin habe ich mir Madame Tussauds angesehen. Das fand ich aber nicht so beeindruckend, da ich bereits das Original in London 2x besucht hatte und auch die Niederlassung in New York bereits kannte.
Als Finale habe ich mir noch die temporäre Körperwelten Ausstellung angeschaut.
Abends habe ich mich dann mit ein paar Freunden in einer Cocktailbar getroffen.
Tag 3:
Am nächsten Morgen stand das Schloss Sanssouci auf dem Programm. Dort kann man sich wirklich tagelang aufhalten, wenn man alles sehen will. Das Problem ist, dass man dort wirklich viel läuft und einige Bereiche des Schlosses extrem gut besucht sind. Es gibt auch überall Audioguides. D.h. in jedem Raum bekommt man den Sinn, die Ausstattung, die Bilder erklärt. Wenn ihr das den ganzen Tag lang macht, dann geht es einfach nur noch rein uns raus. Irgendwann ist das leider einfach zu viel. Das ist aber ein absoluter Pflichtbesuch. Ich kannte auch noch den desolaten Zustand des Schlosses zu DDR Zeiten. Insofern ist es wirklich Wahnsinn was dort geleistet wurde.
Nach dem Besuch in Sansoucci habe ich dann noch die Gelegenheit genutzt mir im Schnelldurchlauf eine temporäre Star Trek Ausstellung anzusehen, die im Filmpark Babelsberg angesiedelt war. Die hätte ich ohne meinen Lokalführer nie rechtzeitig gefunden. Leider war die Requisiten schon mehrfach quer durch Europa geschickt worden und teilweise durch unsachgemäßen Transport in einem jämmerlichen Zustand. Das schmerzt jeden Fan in der Seele!
Da in diesem Zeitraum auch noch die lange Nacht der Wissenschaften stattgefunden hat, stand als nächstes ein Besuch im botanischen Garten auf den Programm (geöffnet bis 1:00). Wenn man den besucht sollte man sich übrigens vorher anschauen wo die Eingänge sind. Zu der Sonderveranstaltung war nur einer besetzt und somit durften wir fast komplett rum laufen. Da man von Außen wegen der Mauer nichts sieht, ist das äußerst uncool.
Der botanische Garten in Berlin ist wirklich groß! Abends sind wir dann mehr oder weniger im Dunkeln quer durch den Garten getigert um rechtzeitig den Zug zu erwischen (es war schon nach 0:00). Das war dann etwas abenteuerlich und dabei wären wir fast noch irgendeine Privatparty geraten. 😉
Tag 4:
Am nächsten Tag habe ich dann mit der Museumsinsel begonnen, die ein absolutes Highlight von Berlin ist. Begonnen habe ich mit dem Neuen Museum, dann danach das Pergamonmuseum besichtigt. Das Pergamonmuseum muss man einfach gesehen haben. Allein die Größe der Exponate ist umwerfend. Verbunden mit dem Pergamonmuseum ist das Museum für asiatische Kunst. Beide sind absolute Empfehlungen meinerseits.
Das Bode Museum habe ich mir an dem Tag auch noch angeschaut.
Abends habe ich mir noch das DDR Museum angeschaut was einen wirklich in die Zeit der DDR zurückversetzt. Da ich diese Zeit noch erlebt habe, weil ich damals öfter zu Besuch bei einer Bekannten in der DDR war, war es für mich nicht neu aber trotzdem finde ich es gut, dass man sich das in einem Museum anschauen kann.
Bode Museum
Tag 5:
Am nächsten Tag habe ich mir noch das Alte Museum und das deutsche Historische Museum angesehen. Letzteres kann ich sehr empfehlen. Man sieht sehr eindrucksvoll wie Kriege entstehen. Die Zusammenfassung ist, dass man andere Völker nicht unterdrücken sollte. Der zweite Weltkrieg war letztendlich eine Folge der Restriktionen aus dem 1. Weltkrieg. Wenn sich ein paar Führer mehr mit der Geschichte beschäftigen würden, gäbe es weniger Kriege.
Fazit:
Berlin ist immer eine Reise Wert. Eigentlich sind 5 Tage deutlich zu kurz und meine Tage waren so voll gepackt, dass es wirklich anstrengend war. Man sollte es also vielleicht etwas relaxter angehen als ich es in dem Intensivurlaub getan habe.
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