Vermutlich kennt fast jeder irgendwen, der schon mal von der Weite und der Natur in Alaska geschwärmt hat. Grizzlys direkt am Straßenrand und nur hier kann man noch Natur pur erleben.
So ziemlich jeder kennt auch die Goldrausch Geschichten und denkt bei Namen wie Dawson, Klondike, Yukon oder Whitehorse direkt an diese Geschichten oder Western. Dazu gibt es noch Bücher wie z.B. Yukon 3000km im Kanu durch Kanada und Alaska und entsprechende Dokumentationen, die das Interesse steigern.
Da uns Japan noch immer zu unsicher war bzgl. der Corona Regeln, stand also für dieses Jahr Alaska / Yukon auf dem Plan.
Tag 1
Wir fahren zu Hause um ca 5:45 los damit wir wegen den aktuellen Problemen mit der Personalkapazität früh am Flughafen sind.
Die Fahrt zum Flughafen verläuft unproblematisch, wir sind um ca. 7:35 am Flughafen und erwischen quasi die optimale Parkreihe. In Parkhaus 1 Terminal 1 ist das ca. Reihe 28. Als wir bei Condor ankommen gibt es drei Warteschlangen. Eigentlich war eine Trennung zwischen Gepäckabgabe und Checkin vorgesehen. Die Trennung der Warteschlangen wird aber bewusst vom Personal aufgelöst. Somit warten alle gleich lang, egal ob man sich vorher die Mühe des Onlinecheckins gemacht hat und nur sein Gepäck abgeben muss oder ob das volle Prozedere mit Impfnachweisen ansteht.
Wir warten wegen lahmer Arbeitsgeschwindigkeit eine Stunde bis wir unsere Koffer abgeben können. Die Mitarbeiterin weist uns darauf hin, dass für uns eigentlich die andere Seite zuständig gewesen wäre (die hatte aber noch zu als wir angekommen sind).
Anschließend geht es zum Sicherheitscheck der auch 45 Minuten dauert. Mit diversen Wegezeiten sind wir genau zum Checkin und 9:40 am Gate. Als wir im Flieger sind, kommt die Nachricht, dass Koffer fehlen, die angeblich 20 Minuten später kommen sollen. Faktisch fliegen wir 45 Minuten später los.
Die Koffer werden teilweise einzeln nachgeliefert. Bei so viel Aufwand zum Nachliefern kein Wunder das nichts Funktioniert.
Danach steht ein Wagen mit Koffern auf dem Rollfeld, die nicht für uns waren und wie sich bei Ankunft in Anchorage rausstellt fehlen noch immer Koffer. Alleine schon in unserer Reisegruppe von 20 Personen fehlt einer.
Beim Flug ist alles knapp, die Becher, die Cola usw. und auch bei der Crew fehlt eine Person. An allem ist Corona Schuld (das ist übrigens mittlerweile weltweit die Ausrede für gefühlt fast alles 😉 ).
Ich schaue mir auf dem Flug Djungle Cruise und mangels Auswahl Hexen Hexen an.
Wir fliegen sehr weit in den Norden und bekommen im Bereich von Grönland tolle Bilder von vereisten Bergen und Eisschollen geboten. Das habe ich so vorher noch nie erlebt.
Wegen Gegenwind verlieren wir weiter 15 Minuten, weil wir Sprit sparen müssen, obwohl uns der Pilot vorher eigentlich das Gegenteil angekündigt hatte.
Somit sind wir eine Stunde später in Anchorange. Da die Einreisekontrolle auch noch mal 45 Minuten dauert haben wir nur noch 15 Minuten Zeit bis zum Termin, bei dem wir und für den Rundflug bereitmachen sollen. Wir sprechen kurz mit der Reiseleiterin und sie bietet uns an, dass sie unsere Koffer und Hotel nimmt und im Bagage Room platziert.
Das Wetter bei 90 Minuten Gletscherrundflug ist durchwachsen. Mal regnet es leicht, mal ist es trocken. Bären und Elche sehen wir noch keine, obwohl die Natur direkt hinter den Stadtgrenzen beginnt. Und 15:00 sind wir zurück.
Anschließend versuchen wir noch eine Ausguckpunkt vor dem Flughafen zu erreichen (gute Sicht auf landende Flugzeuge). Es beginnt aber zu regnen und die Straßen sind mal wieder nicht auf Fußgänger ausgelegt was unseren Fortschritt merklich verzögert. Wir drehen nach einer Weile um und sind um kurz nach 17:00 im Hotel, weil die Reiseleitung uns um 18:00 in der Lobby treffen will.
Beim Checkin benötigen wir über 30 Minuten und bekommen eine regelrechte Comedyshow geboten. Der Gäste werden auf der Suche nach Zimmern gestört, weil man nicht weiß welche Zimmer belegt sind.
Das muss man sich so vorstellen, dass der – wie nennt man die offiziell? Ich sagel politisch unkorrekt Kofferträger die Zimmertür aufreißt, der Gast im Zimmer in welcher Bekleidung auch immer verdutzt schaut, und das ganze dann beim nächsten Zimmer wieder.
Unsere Koffer finden sich nicht im Bagage Room und auch nicht im Zimmer. Mir schwant böses. Um 18:00 geht es zur Besprechung die gut zwei Stunden dauert und maximal chaotisch ist. Es gibt ein Fomular, dass den Veranstalter gegen so ziemlich alles absichert, ein Gesundheitsformular für den gleichen Zweck. Hallo, das ist eine Rundreise? Was soll schon groß passieren? Und wenn ich irgendwo runterspringe war das schon immer mein Problem. Wir sind alle erwachsen und die Reiseleitung ist nicht meine Mutter / Vater.
Für den Grenzübertritt nach Kanada muss man in einer App, ein Konto erstellen, den Reisepass und die Impfungen + Zertifikate ablegen. Wegen der schlechten WLAN Versorgung wird das zur Geduldsprobe nach einem >25 Stunden Tag mit dem Vorlauf.
Ich verstehe aber auch nicht warum man die Leute nach einem so langen Tag noch so viele Formulare ausfüllen lässt. Auch mehrfaches Nachfragen bzgl. unserer Koffer erhalte ich nur ausweichende Antworten des Tourgides. Es stellt sich heraus, dass sie im Ausgangsbereich des Flughafens vergessen wurden. Glücklicherweise finden sie sich um kurz nach 21:00 ein. Danach essen wir noch etwas und sind um ca. 22:30 im Bett. Was für ein Tag.
Tag 2:
Wir fahren nach einer kleinen Stadtrundfahrt Richtung Denali.
Mittags gibt es eine Picknickpause. Das Wetter ist durchwachsen. Nachmittags haben einen Rundflug bei Denali. Wir haben sogar relativ viel Glück mit dem Wetter. Allerdings treffe ich leider versehentlich bei dem sehr starken Gewackel im Flieger aufgrund der Thermik den Button für die manuelle Belichtung. Ergo gibt es leider die besten Fotos nicht, da die alle extrem über- / unterbelichtet sind.
Bei der Canon ist mir auch ein Fehler unterlaufen, die Stand auf ISO 1600 statt auf bis zu 1600 noch von den Vergleichstests. Das ist sehr unskillig was ich gerade zusammen knipse. Heute war es bei den Bildern echt ärgerlich. Ihr dürft mir somit glauben, dass das reale Erlebnis deutlich besser als die Bilder war. Ich hatte leider direkt vor dem Urlaub keine Zeit zum üben. Das rächt sich gerade massiv.
Die Glacier Rundflug in Anchorage und der Denali Rundflug haben deutlich andere Schwerpunkte. Der in Anchorage war meist kurz über dem Boden. In Denali geht es auf bis zu 20.000 Fuß hoch.
Die Preise in Alaska sind unglaublich. Ein paar Beispiele:
- Eine Dose Bier in Denali an der Frittenbude 12€ (die Cola haben sie übrigens links versteckt, damit man auch erst in das andere Regal greift)
- Ein Burger mit Bier Denali 36€ (Frittenbude)
- 70 Minuten Rundflug Denali 400€
- Abgepacktes Sandwich im Supermarkt 7-10€
Man kann also getrost alles mit 2 Multiplizieren wenn man deutsche Preise als Basis nimmt und das auch schon eher in einem Touristengebiet.
Tag 3:
Heute fahren wir ca. 4,5 Stunden mit dem Transportbus in Denali rein und wieder raus. Längere Touren gibt es aktuell nicht mehr, weil die Straße durch einen Steinschlag zerstört wurde. Wir sehen aber sowohl zwei Grizzlybären, diverse Karibus und einen Elch. Das Wetter ist wieder sehr durchwachsen. Nachmittags gibt es als Füllprogramm eine Miniwanderung. Tiertechnisch war es das auch so ziemlich auf der Tour. Später sehen wir noch mal einen Grizzly am Straßenrand.
Tag 4:
Morgens hat es geschneit. Der Busfahrer im Denali Nationalpark hatte gestern schon angemerkt, dass der erste Schnee gefallen ist.
Heute fahren wir von Dawson nach Fairbanks wir wir Mittags ankommen.
Nachmittags besuchen wir in Fairbanks ein wirklich gutes Automuseum, dass sich primär auf die Frühzeit der Automobile fokussiert. Das gehört meiner Meinung nach mit zu den Weltbesten, auch wenn es überschaubar groß ist.
Auch heute lernen wir mal wieder wir sehr man sich auf die Aussagen der Reiseleitung verlassen kann. Wir hatten ihr gesagt, dass wir ins Automuseum möchten und uns dafür mittags im Pioneer Park absetzen (das war um ca. 12:00). Sie hatte uns dann gesagt, dass wir um 14:00 durch sind und dann ins Museum können. Faktisch waren wir um 15:30 mit dem Programm durch und um 17:00 macht das Museum zu. Das war eines der Beispiele wo sie lügt, wenn die Realität ihr nicht passt. Das kam später auch vor, da ist sie dann aber von uns überführt worden. 😉
Später behauptet sie dann, dass der White Pass Zug kaputt ist und wir deswegen die Zugfahrt nicht machen können. Die Mitreisenden grummeln zwar aber akzeptieren es. Wir schauen im Internet nach und der Zug ist weder kaputt noch nicht buchbar. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sprechen sie darauf an und nun sind angeblich die Kreuzfahrtlinien Schuld, die riesige Kontingente Buchen und die später wieder stornieren. Um Ausreden ist die gute Frau also nicht verlegen. Faktisch buchen wir die Zugfahrt selbst und da sie nun in Zugzwang ist, bekommen auch alle anderen die Zugfahrt im kaputten Zug.
Tag 5:
Der heutige Tag ist ein Fahrtag mit über 600km Strecke + Grenzüberquerung nach Kanada.
Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Alaska Range bei traumhafter Aussicht. Das Wetter ist heute top. Das ist auch das Beste Wetter was wir auf der Tour zu sehen bekommen.
Tag 6:
Den heutigen Tag verbringen wir in Dawson. Morgens erwandern wir die beiden Viewpoints. Anschließend schauen wir uns das Museum an. Kurz nach Mittag sind wir mit Dawson durch und abends wird noch das Casino besucht.
Die ersten Moskitos haben uns auch erwischt. Es gibt noch viele davon, auch wenn die Hauptzeit im August vorbei ist.
Casino im nirgendwo? Das nenne ich mal eine Warteschlange und das ging den ganzen Abend so
Tag 7:
Heute haben wir Traumwetter und eine tolle Bergkulisse auf einer Exkursion von Dawson nach Norden. Heute plagen uns die Moskitos auch etwas.
Das ist mit der beste Tag der Tour, weil wir einfach irgendwo in die Pampa fahren und dort etwas Wandern. Das ist Yukon, Alaska, das kann man mit dem Fahrzeug wirklich nur begrenzt erleben.
Tag 8:
Es geht von Dawson nach Whitehorse.
Viel mehr gibt es an dem Tag auch nicht zu berichten. Scheinbar hat die Reiseleiterin sich auch verfahren. Wir fahren 450 km, obwohl nur 290km vorgesehen waren oder die Angabe stimmt einfach nicht. Viel Gelegenheit zum Verfahren gibt es in Alaska / Yukon nicht wirklich. Das Wetter ist noch mal top.
Tag 9:
Heute fahren wir nach Skagway um den White Pass mit dem Zug zu befahren. Dafür müssen wir eine Bergkette überqueren. Das Wetter ist auf der anderen Seite sehr durchwachsen. Die Strecke ist durchaus sehenswert.
Tag 10:
Heute fahren wir zur Heynes Junction. Es gibt ein paar Fotostops entlang des Weges aber keinen großen Sehenswürdigkeiten. Das Wetter wechselt zwischen Sonne und Wolken.
Abends steht noch ein optionaler Flug über das größte zusammenhängende Gletschergebiet der Welt an. Da es aber hier und dort einige Wolken gibt, entscheiden wir uns dagegen noch einen Flug zu machen. Wie sich später zeigt hat der Flug nicht stattgefunden. Das Wetter ist über den Bergen angeblich zu schlecht. Ich habe gewisse Zweifel, ggf. waren zwei Personen auch einfach zu wenig für den Flug.
Tag 11:
Heute haben wir rund 480km vor uns nach Tok vor uns.
Glücklicherweise gab es heute noch mal schönes Wetter und wir haben direkt neben dem Highway den dritten Grizzly gesichtet. Als der Kleinbus dann umgedreht hat und einige Meter neben ihm angehalten hat, war das aber wohl auch dem Grizzly suspekt und er hat die Flucht ergriffen.
Heute gab es einige Berge zu und Seen entlang des Weges.
Tag 12:
Heute geht es nach Valdez. Ab Heute Mittag gibt es die volle Regenpackung. Insofern gehen uns heute einige schöne Ausblicke durch die Lappen.
Tag 13:
Heute fahren wir mit der Fähre von Valdez nach Whittier und von dort nach Seward. Die 6 Stündige Fährfahrt besteht aus Dauerregen und Nebel. Definitiv zum abgewöhnen.
Nachdem wieder einige aus der Reisegruppe keine passende Kleidung dabei hatten und sich erkältet haben, habe ich mich wohl angesteckt oder Corona. Das ist kurz vor dem Flug natürlich optimal.
Nachdem ein Mitreisender von einigen Tagen bereits eine Erkältung in den Bus gebracht hat (wer braucht schon eine Jacke in Alaska, ist ja total überbewertet), hat der halbe Bus und ich uns angesteckt.
Nachmittags ist für mich Feierabend. Sobald wir im Hotel sind, haue ich mich erst mal ins Bett.
Abends gab es dann für 28$ + Tax pro Person an einer Frittenbude eines der schlechtesten Fish & Chips das ich je gegessen habe.
Tag 14:
Der letzte reguläre Tag der Tour steht an. Wir beginnen um 8:00 mit einer 6 stündigen Schiffstour.
Den Tag habe ich trotz Erkältung relativ gut überstanden, abends zeigt sich dann aber, dass das wohl nur eine Illusion war. Die Nacht schlafe ich quasi überhaupt nicht und bin durchgängig mit Rotzen und Husten beschäftigt. Optimale Voraussetzungen für einen Flug, bei dem man den Druckausgleich hinbekommen muss.
Tag 15:
Heute geht es zurück nach Hause. Nach der vorherigen Nacht mit vielen Nasentropfen und einem nicht sehr annehmen Flug. Glücklicherweise hat das Flugzeug nun ein paar andere Filme an Bord, somit kann ich mir Encanto, Secrets of Dumbledore und West Side Story ansehen.
Fazit:
Das Wetter war – für die Region nicht unüblich durchwachsen. Abseits davon gibt es in Yukon Alaska sehr viel Natur, die man bei einer Rundreise aber bestenfalls erahnen kann. Oft sieht man schlicht immer gleiche Bäume entlang des Weges (die sehen wirklich auf der kompletten Strecke von rund 4500km gleich aus). Die Dichte der Sehenswürdigkeiten ist geringer als in anderen Regionen der Welt bzw. die Sehenswürdigkeiten sind Primär Berge, Flüsse, Gletscher.
Bären und Elche kann man auch in anderen Regionen sehen (siehe Yellowstone). Auch die Zugfahrt habe ich auf der gleichen Tour um einige Level besser erlebt (bei der hatte man wirklich das Gefühl, dass jeden Moment ein Indianer oder ein Bandit den Zug angreifen oder ausrauben könnte.
Beim Wandern kann man gefühlt zum Beispiel auch in Washington wandern. Das ist günstiger, besser erschlossen / erreichbar und vergleichbar feucht.
Was bleibt ist die ständig präsente Goldrausch und Wild West Atmosphäre (Dawson). Die beiden Elemente sind wirklich unvergleichlich.
Alaska und Yukon sind ein Erlebnis aber ich würde alternativ eher eine Rundreise um die Yellowstone Region empfehlen.
Was ggf. interessant wäre ist z.B. eine Kanutour von Whitehorse nach Dawson. Das sind zwar nicht gerade 3000km aber zum Reinschnuppern ggf. interessant.
Ansonsten ist Alaska unglaublich teuer. Ich kann zwar die Inflation im Rest der USA nicht bewerten, da ich seit 2019 nicht mehr da war. Aber Alaska hat gemäß alter Speisekarten gute 50% Preiserhöhung erlebt.