Hikingstöcke Black Diamond Alpine Carbon Cork vs. Leki Corklite [Kommentar]

Größenvergleich. Die Lekis haben ein größeres Packmaß

Als ich vor nicht mehr als 2 Jahren mit einem Buchblog angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich mal Hikingstöcke im Blog bewerte aber vermutlich auch nicht, dass ich ein halbes Jahr in den USA auf dem Pacific Crest Trail hike.

Auf dem Trail hatte ich die Black Diamond Alpine Carbon Cork dabei. Ein paar habe ich unterwegs geschrottet und ein Paar war schon wieder kurz vorm sterben. Ich hatte vor dem Hike fast durchweg gute Bewertungen gelesen und lediglich ein paar wenige, bei denen die Stöcke nicht gehalten haben.

Unter anderem gibt es eine recht positive Bewertung von Dixie von Homemade Wanderlust, die ein Paar auf dem kompletten PCT eingesetzt hat (ich bin mir nicht sicher, ob Sie es danach auch noch auf dem CDT verwendet hat). Die hat lediglich die Spitzen komplett weggelaufen, nach eigener Aussage scheint bei ihr aber nichts abgebrochen zu sein, sondern sie hat die austauschbaren Metallteile nur nicht gewechselt.

Ich vermute aber, dass auch bei ihr was abgebrochen ist. Die Metallspitzen waren so haltbar, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man sie durch Abnutzung wegläuft, zumal sie nicht immer mit den Stöcken gewandert ist. Ich schätze, dass irgendwann der Kunstoff ausgeleiert ist und sie die Metallspitzen schlicht verloren hat. Der Kunststoff nutzt sicht dann natürlich ab.

Was mir auf dem PCT recht schnell aufgefallen ist, dass die verschiedenen Hiker die Trekkingstöcke sehr unterschiedlich verwenden. Bei den jüngeren hat Hiken mit Trekkingstöcken wohl den Touch des uncoolen und somit nutzen sie die Stöcke nur in schwerem Terrain und tragen sie sonst auf dem Rücken durch die Gegend.

Verchlusssysteme im Vergleich: links Black Diamond mit Kunstoff / Metall Mischung bei den Schnappern, Rechts Leki mit Kunststoffmuttern. Das Black Diamond System sieht zumindest optisch deutlich stabiler aus

Für mich ist das ineffizient. Wenn ich schon etwas mit ca. 500g Gewicht mitschleppe, dann benutze ich es auch. Da ich auf dem Trail ziemlich viele Probleme mit meinen Füßen hatte, habe ich die Trekkingstöcke fast immer benutzt, lediglich wenn extrem viel Gestrüpp am Weg stand, habe ich sie dann kurzfristig mal nicht verwendet.

Der Vorteil ist, dass man dadurch die Füße entlasten kann und wenn man 20+ Meilen pro Tag läuft, dann zählt jedes bisschen Entlastung.

Das heißt die Belastung der Hikingstöcke ist je nach Hiker sehr unterschiedlich.

Einige Dinge haben mir an den Black Diamond nicht gut gefallen (zugegeben – wir reden hier über Kritik auf hohem Niveau):

  • Die Gewichtsangaben, die ich vorher Online gefunden habe, waren alle falsch. Obwohl die Stöcke teilweise aus Carbon sind, heißt das nicht, dass sie leichter sind als Stöcke aus Aluminium
  • Karbon hat den Vorteil, dass es leicht und stabil ist aber nur in eine Richtung. Bei Druck von oben sind die Stöcke extrem stabil, seitlich brechen sie sehr schnell. Mir ist es bei einer Fußüberquerung passiert, bei der ich kurz das Gleichgewicht verloren und geschwankt habe. Da dabei ein Stein im Weg war und etwas seitlicher Druck auf den Stock ausgeübt wurde, ist das unterste Segment einfach abgebrochen. Die Spitze hatte ich schon vorher verloren (siehe Folgepunkt)
  • Die Stöcke haben quasi eine Sollbruchstelle im Bereich der Spitze. Das schwarze Stück ist aus einer Art Kunststoff. Wenn man viel wandert, dann bleibt man ab und an zwischen Steinen hängen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Spitze abbricht. Das habe ich bei zwei Paar Stöcken so erlebt und auch schon Fotos von anderen Nutzern gesehen, bei denen das gleiche passiert ist
  • Die Griffe sind sehr angenehm aber sie verdrecken recht leicht. Wenn man zu Tageshikes aufbricht ist das eher kein Problem. Bei einem Langstreckenhike mit Zeltübernachtungen verdrecken die Griffe sehr schnell (siehe Bild). In Kombination mit Schweiß verteilt sich der Dreck überall hin. Solange man den Griff nicht mit einem Handtuch und Wasser reinigt, ist das ein Teufelskreis. Wenn man auf dem PCT unterwegs ist, dauert es nicht lange, bis die Griffe entsprechend eingesaut sind. Abseits des Trails ist Reinigen angesagt und zwar alle 2-3 Wandertage in der staubigen Wüstenregion von Kalifornien. Dazwischen verteilt man den Dreck immer wieder – selbst Hände reinigen bringt nichts wenn die Griffe eingesaut sind. Man kann lediglich versuchen die Griffe mit Baby Wipes oder ähnlichem auf dem Trail 1x täglich zu reinigen und die Hände gleich mit.
  • Die Klemmen an dem Verschlusssystem bestehen aus einer Metall und einer Kunststoffkomponente. Die Kunststoffteile sind nicht robust. Ohne diese Teile sind die Verschlüsse aber recht scharfkantig.
  • Kein Transportschutz für die Metallspitzen enthalten

Gut gefallen hat mir:

  • Der Schaumstoffschutz unter den Korkgriffen, wenn man die Stöcke auch mal dort anfassen muss, ist das sehr viel angenehmer.
  • Die Einstellung und das Material der Handschlaufen. Das Material ist sehr robust und angenehm. Die Schlaufen sind auch gepolstert und breiter als bei Leki.
  • Die Haptik der Korkgriffe
  • Das Einstellsystem für die Länge funktioniert. Die Stöcke haben sich nie verstellt, wenn das System geschlossen war.
  • Baskets für Schneeeinsatz sind dabei

Black Diamond mit bequemer und stabiler Handschlaufe und dreckigem Kork (neu sehen die viel heller aus)

Lekis mit ziemlich bescheidener Handschlaufe

Ihr merkt also, dass ich nicht 100% zufrieden mit den Blackdiamond war. Ich gehe davon aus, dass der hohe Anteil auf dem PCT Wanderer mit diesen Hikingstöcken unter anderem so stark medienpräsenten Leuten wie Dixie geschuldet sind. Somit habe ich mich nach Alternativen umgesehen und die Auswahl ist recht überschaubar, wenn das Gewicht eine Rolle spielt. Alt Alternative habe ich die Leki Carbon Cork Lite oder die Leki Khumbu Lite gefunden. Beide sind vollständig aus Aluminium. Unterschiede konnte ich keine feststellen.

Bei den Trekkingstöcken wird aber wohl einfach aus Gewohnheit jedes Jahr der Name geändert und ein neues Modell rausgebracht. Die Unterschiede sind eher marginal bis nicht vorhanden.

Die Lekis konnte ich bisher noch nicht im Praxiseinsatz testen aber mir sind schon diverse Dinge aufgefallen. Sobald ich die Hikingstöcke auf dem Trail getestet habe, werde ich die Liste ergänzen.

Black Diamond ohne Transportschutz, Lekis mit Transportschutz,

Was gefällt mir:

  • Die Verschlüsse scheinen vom Design gut zu sein. Man kann sie ohne Werkzeug nachstellen.
  • Die Alustücke gehen bis unten kurz vor die Metallspitze. Aus meiner Sicht ist es quasi unmöglich, dass die Spitze abbricht.
  • Da es sich um Aluminium handelt, ist die Gefahr des Brechens geringer. Ob ein verbogener Stock besser ist, wird sich in der Praxis zeigen.
  • Guter Transportschutz der Metallspitze

Was gefallt mir nicht:

  • Die Handschlaufen sind sehr dünn und das Material ist nicht so angenehm wie bei den Black Diamond. Das die Schlaufen einen längeren Hike überstehen, wage ich sehr zu bezweifeln. Zusätzlich habe ich arge Zweifel, dass das Material angenehm auf der Haut ist oder überhaupt für Schweiß geeignet. Die Schlaufen sind meiner Meinung nach so schlecht, dass sie fast ein Ausschlusskriterium sind. Offenbar sind die bei Leki generell schlechter als bei Black Diamond. Ich habe mir auch andere / teurere Hikingstöcke angesehen. Die Schlaufen sind nicht nur dafür gedacht, dass man die Stöcke nicht verliert, sondern man kann auch einen Teil des Gewichts rein legen. Somit ist die fehlende Polsterung sehr schlecht.
  • Das angebliche Korkmaterial am Griff fühlt sich nicht wie Kork an, sondern eher wie Kunststoffimmitat von Kork.
  • Eine Spitze (also das Komplette Unterteil bis zum Korb) konnte ich mit sehr wenig Kraftaufwand vom Hikingstock abziehen. Somit ist erst mal nacharbeit mit Sekundenkleber angesagt. Das heißt im Neuzustand waren die Stöcke ohne Nacharbeit unbrauchbar. Ein Schraubgewinde wäre sehr sinnvoll gewesen.
  • Das Verschlusssystem der einzelnen Rohrabschnitte wirkt nicht so stabil wie bei den Black Diamond. Bei den Verschlusshebeln bin ich mir nicht sicher aus was für einem Material die bestehen. Die Muttern auf der Gegenseite sind aber aus Kunststoff. Wenn davon eine versagt, kann man den Stock nicht mehr fixieren.
  • Gut 5cm größeres Packmaß als bei den Black Diamond

Das Gewicht ist bei beiden Hickingstöcken in etwa identisch bei rund 250 Gramm pro Hikingstock.

Der komplette untere Teil der Black Diamond (links) ist aus einem kunststoffartigen Material und bricht leicht. Bei den Lekis (rechts) reicht das Alurohr bis fast zur Metallspitze in die Kunstoffummantelung.

Fazit:

In Summe finde ich die Black Diamonds trotz der Bruchschwäche etwas überzeugender. Allerdings kosten die auch doppelt so viel und wenn sie dann auch noch regelmäßig abbrechen, finde ich das sehr bedenklich.

Bedenken muss man allerdings, dass ich die Stöcke auf dem PCT mit ca. 1000 Meilen auch unter recht extremen Bedingungen eingesetzt habe. Aber Black Diamond wirbt ja bereits im Namen mit Alpine. Das bezieht sich aber wohl eher auf die Baskets, als auf die Stabilität.

Eine Anmerkung noch: Die Gummispitzen sind auf steinigem Terrein besser, weil sie dort mehr Grip bieten, allerdings werden die nur aufgesteckt. Auf dem PCT hatte ich die beide in 3 Tagen verloren.

Die Ersatzmetallspitzen kann man sich sparen. Bis die zum Einsatz kommen könnten, sind die Hikingstöcke längst im Eimer.

Zum Ausrüstungsthread für PCT Ausrüstung findet ihr hier.

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