Wochenrückblick – PCT Woche 10 – Ridgecrest bis Kennedy Meadows

Leselaunen / Wochenrückblick

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Da ich unten ggf. einige Markennamen erwähne, kennzeichne ich den Beitrag hiermit als Werbung.

Da ich ab Mitte April den Pacific Crest Trail (PCT) wandere (so lange nicht noch irgendwas dazwischen kommt – auf Holz klopf), habe ich mich entschlossen Wöchentlichen Post temporär anzupassen. Es geht hier also in näherer Zukunft kaum oder wenig um Bücher, sondern um Wandern und Reisen. Zudem werde ich mich aufgrund der Zeitverschiebung zu den USA und dem unregelmäßig verfügbaren Internet wohl auch nicht so genau an die Postzeiten halten.

Aktuelles Buch:

Dark Elements 4 – Glühende Gefühle

Momentane Lesestimmung:

Die Reise geht vor, somit richte ich mich nach zeitlicher Verfügbarkeit.

Zitat der Woche:

entfällt

Und sonst so:

Dienstag – Tag 62 / 1 – Abreise aus Deutschland und Reise bis Ridgecrest – 30.07.2019

Morgens um 8 geht es mit der Bahn zum Flughafen. Abgesehen davon, dass die Bahn den ICE spontan umgedreht hat und der ICE lt. Anzeige wegen Löscharbeiten entlang der Strecke 10 Minuten später in Frankfurt ankommt, verläuft die Anreise zum Flughafen ohne Zwischenfälle.

Von Frankfurt geht es per Nonstopflug nach LA. am Checkin hat die Dame, die den Wartebereich bewacht hat gezeigt wie Freundlichkeit nicht geht. Neuerdings muss man bei Lufthansa den Boardingpass schon haben um einchecken zu können. D.h. entweder checkt man von zu Hause ein oder am Automaten vor Ort.

Anschließend muss man dann trotzdem noch in die klassische Warteschlange, um das Gepäck los zu werden.

Die Zollfragen habe ich dieses Mal doppelt beantwortet – in Papierform im Flieger und dann vor Ort noch mal am Automaten.

Der Beamte für die Einreise hat in meinen Pass gleich wieder ein halbes Jahr gestempelt. Scheinbar steht der Stempel im Standard auf 180 Tage.

Beim Anflug auf LA habe ich die Sierras gesehen und sie waren mächtig beeindruckend.

Es ist aber schon bizarr wie gut man die Schneesituation aus dem Flieger einschätzen kann. Man müsste nur noch wissen welcher Gipfel z.B. der Whitney ist (von Oben ist das nicht so offensichtlich was man da für Berge sieht). Jeden Tag fliegen dort zig Flugzeuge vorbei und die PCT Wanderer hecheln nach jedem Informationshappen zum Schneelevel.

Vom Flughafen ging es per Lyft Ride nach Ridgecrest (man muss je nach Tageszeit schauen, ob Uber oder Lyft günstiger ist). Die Lyft und Über Fahrer sind oft Asiaten, die ein paar Jahre in den USA sind. Leider sprechen die oft so schlecht englisch, dass keine sinnvolle Unterhaltung möglich ist.

Falls euch der Name vertraut vorkommt, liegt das daran, dass es das Zentrum des Erdbebens vor rund einem Monat war.

Die Hitze abends in Ridgecrest ist der Hammer. Tagsüber sind es knappe 40°C und Nacht noch über 20°C. Da schwitzt man schon beim Nichtstun.

Am Walker Pass erwarten mich immerhin 35°C.

Meine Stimmung ist heute gemischt. Einerseits freue sich ich mich noch mehr vom Trail zu sehen, andererseits habe ich nach wie vor leichte Fußschmerzen und ich habe schon eine Ahnung wie heftig der nächste Abschnitt wird.

Mittwoch – Tag 63 / 2 – Ridgecrest Shopping und ab zum Pacific Crest Trail / Walker Pass 652,1, 664,8 – 31.07.2019

Die letzte Nacht war nicht sehr schlafintensiv. Die 9 Stunden Zeitumstellung bemerkt man halt.

Ich stehe zwischendurch in der Nacht auf und packe die Bouncebox und den Rucksack.

Morgens steht noch etwas Shopping im Supermarkt an um die Nahrung zu vervollständigen bzw. Smart Water Bottles zu erwerben und noch mal was zu Essen.

Die Bouncebox kann ich erst um 10:00 zur Post bringen, weil das Postamt vorher nicht öffnet.

Um kurz vor 11 nutze ich einen Lyft Ride zum PCT (der Bus fährt nur an 3 Tagen in der Woche und wäre heute um erst um 14:30 abgefahren).

Ich habe eine Vorahnung, das die nächsten Tage bei dem Wetter heftig werden. Heute Morgen um 9:00 war es schon heftig.

Um 11 am Trail denke ich erst ach geht ja, mir wird aber schnell klar, dass das nur der erste Eindruck war.

Erst an 16:00 wird es etwas angenehmer.

Die Landschaft ist in der ersten Tageshälfte ziemlich Wüsten artig. Ich bin etwas enttäuscht.

Leider habe ich schon wieder Fußschmerzen. Ohne Schmerzmittel geht nichts. Mal schauen wie sich das entwickelt. Wegen dem Hüftgürtel bekomme ich heute auch Probleme mit der Magensäure.

Eine Klapperschlangen begrüßt mich aber das ist auch die Einzige. Ich sehe nicht einen Hiker. Die große Traube ist wohl vor einem Monat durch. So ist es etwas gespenstisch.

Aktuell ist offenbar Terrorfliegen und Heuschreckenzeit. Die Fliegen versuchen in alle Öffnungen zu kommen (Nase, Mund, Ohren, Augen).

Die Insect shield Klamotten und auch das einsprühen der Klamotten wirkt zumindest nicht gegen Fliegen. Ich wage zu bezweifeln, dass es dann gegen Moskitos hilft.

Ich erwische einen der schönsten Schlafplätze, die ich bisher am PCT hatte. Gerade, keine Ameisen, ruhig und ein toller Sternenhimmel. Da es jetzt nachts wärmer ist schaue ich mir das zum ersten Mal auf dem PCT an. Aber auch hier so sind die Städte noch zu nah. Die Milchstraße sieht man nur andeutungsweise.

Die Kamera ist leider zu Schlecht um ein gutes Bild vom Sternenhimmel zu machen

Der Trail war heute stellenweise sehr ausgewaschen und es gibt diverse Bereiche mit lockerem Geröll, das durch das Erbeben vor ca. einem Monat entstanden ist.

Nach der langen Pause mache ich nun auch wieder mehr Fotos als zuletzt am Teil. Nach mehreren Wochen Wüste hatte ich das Gefühl alles gesehen zu haben und fand nur noch weniges fotowürdig. Somit hat die Pause zumindest auch positive Effekte.

Donnerstag – Tag 64 / 3 – 664,8, 683,1 – 01.08.2019

Bis 10 war der Tag ganz nett, dann hieß es durchbeißen wegen der Hitze.

Abends komme ich an eine fast trockene Wasserquelle. Wenn die Wasserquellen nur alle 20 oder 25 Meilen kommen ist das bei dem Wetter schnell tödlich, wenn eine trocken ist.

Lange kann man diesen Abschnitt dieses Jahr nicht mehr wandern mangels Wasser (so lange es nicht regnet und das ist im Sommer eher selten in der Region).

Heute laufe ich durch hunderte Spinnenfäden die Quer über den Trail gespannt sind. Das ist der Nachteil, wenn man alleine unterwegs ist. Man sammelt alle selber ein. 😉

Ich sehe heute übrigens wieder keinen anderen Hiker.

Trotz eher durschnittlichem Anstieg (1100m) benötige ich für die heutige Etappe einen Rekordwert von 14 Stunden trotz eher mäßiger Meilenleistung. Die Hitze schafft mich. Zugegeben es hat seine Gründe, warum man diesen Teil des PCT normalerweise mindestens einen Monat früher wandert.

Ich mache aber besonders Mittags (also quasi von 11:00 bis 16:00) auch öfter mal eine Pause, wenn ich ein schattiges Plätzen finde oder mir die Aussicht gefällt.

Da ich die 2650 Meilen nicht mehr vor Augen habe sind die Restriktionen Essen und Wasser.

Die nächste verlässliche Wasserquelle kommt in 15 Meilen (bei den Temperaturen sind das minimal 5 Liter) und davor sind 1500 Fuß Anstieg zu bewältigen. Das wird wieder hart morgen.

Freitag – Tag 65 / 4 – 683,1, 699 – 02.08.2019

Panorama

In der Nacht ist es relativ frisch. Im Zelt so um die 15°C, außerhalb noch kühler.

Nach dem langen Tag gestern, schellt der Wecker um 4:30. ich gönne mir noch 15 Minuten und da ich auch noch Wasser Zapfe, komme ich erst 6:25 los.

Den Anstieg auf 8000 Fuß lege ich bis ca. 9:00 zurück. Zum Glück. Selbst um 9:00 ist es schon heiß.

Die Landschaft ist heute sehr abwechslungsreich – erst Wald, dann beim Abstieg durch ein ehemaliges Brandgebiet viele Blumen aber so gut wie kein Baum und anschließend eine relativ grüne Ebene.

Ich sehe heute so viele Kolibris wie noch nie auf dem Trail. Fotos muss ich Schuldig bleiben. Die sind kleinen Vögel etwas unstetig. Aber genau solche Erlebnisse machen den Trail aus. Wenn man dann sogar noch komplett alleine auf dem Trail ist. Hammer!

Zusätzlich erhasche ich einen Blick auf die High Sierras, in denen – Überraschung – noch immer Schnee liegt. Bei den Anblick weiß man sofort wieder warum man sich die Strapazen antut.

Auch wenn es am Anfang nicht so aussah war die Etappe das perfekte Bindeglied zwischen Wüste und den Sierras.

Meine Essensprobleme bleiben. Bei der Hitze habe ich kaum Hunger. Die komischen Muffins (extrem feucht) schmecken auch eher wie Kleister bei der Wärme.

Die gefriergetrockneten Fertiggerichte esse ich meist abends. Wirklich gut schmecken wenige und die bekommt man dann auch nur selten.

Apropos Essen: In Kennedy Meadows gibt es nur was bis 19:00 – ich hoffe das stimmt jetzt auch noch. Aktuell kommen auf dem PCT offenbar so gut wie keine Hiker mehr.

Somit gibt es heute noch mal Tütenfutter, weil ich für eine Ankunft um 19:00 zu spät dran bin.

Samstag – Tag 66 / 5 – 699, 700,4, Kennedy Meadows – 03.08.2019

Ich bin etwas erstaunt als ich in Kennedy Meadows ankomme. Der Weg ist vom PCT nicht ausgeschildert. Ohne Hikernavi wäre ich dran vorbei gelaufen.

Das Tal ist ziemlich schön und hier wollen wohl hauptsächlich Leute, die abseits von fast allen sein wollen. Erstaunlich finde ich immer die Stacheldrahtbarrieren, wenn der PCT an Privatgrundstück vorbeiläuft. Man könnte meinen die Hiker hätten alle nichts besseres zu tun als auf Privatgrundstücke zu laufen.

Wie ich später feststelle fühlen sich hier offenbar alle wie Cowboys im Wilden Westen. Das geht bei den Hüten los, setzt sich bei den Hemden, Jeans, Gürtelschnallen uns Schuhen fort.

Dazu dann große Karren mit Allradantrieb, weil die Straßen hier teilweise dirt roads sind. This is America.

Grumpy Bears ist wirklich eine Oase und eine der besseren Traillocations zum abhängen. Irgendwie gemütlich. Der Burger und die Pommes sind zwar eher Mittelklasse aber das Frühstück ist gut.

Nebenan ist Tripple Crown Outfitters. Bzgl. haltbarem Essen sind die ziemlich gut ausgestattet. Frische Sachen gibt es wenige.

Heute sind 4 Hiker neben mir in Kennedy Meadows. Alle sind den Abschnitt, den ich gerade gelaufen bin nicht gelaufen. Da war ich wohl wirklich alleine unterwegs.

Aktuell kommen im Schnitt 5 Hiker pro Tag hier vorbei. Das werden deutlich mehr, wenn die Leute, die den Trail nördlich der Sierras fortgesetzt haben zurückkommen bzw. die Wanderer ankommen, die südwärts wandern.

In der Zeit als ich den Hike unter anderem wegen zu viel Schnee in und nördlich der Sierras abgebrochen habe, hatten sich hier lt. Facebookgruppe um die 200 Hiker angesammelt (lt. Den locals waren es eher 80). Das will ich mir nicht wirklich vorstellen, wenn die alle TCO belagern.

Edit 29.08.2020 Da sieht man übrigens mal wieder wie viel Müll in den lokalen Medien geschrieben wird. Das heißt nicht von anderen einschüchtern lassen und selber die Situation vor Ort checken. Wenn die Zahl 80 wirklich stimmt sind deutlich mehr Leute durch die Sierras gezogen als es ersichtlich war oder aber sind an anderen Stellen des Trails gelaufen. Da hilft einfach eine gesunde Portion Optimismus. Wenn so viele Leute irgendwie von Kennedy Meadows wegkommen, dann gibt es für einen selbst auch irgendwelche Möglichkeiten.

Edit Ende

Heute habe ich meinen bärensicheren Kanister bekommen (Wild Ideas Expedition). Mann ist das Teil groß und sperrig. Dazu verformt es den Rucksack, weil es nun das härteste Teil ist. Oben quer kann man das Ding nicht wirklich befestigen, weil es zu glatt ist und irgendwann abrutschen würde. Allein eine plötzliche Gewichtsverlagerung durch rutschen wäre übel.

Der Eimer bringt mein gesamtes Packkonzept durcheinander und ist ganz schön sperrig. In den Sierras ist der aber vorgeschrieben. Ehrlich gesagt fühle ich mich auch wohler, wenn die Hauptattraktion für Bären nicht im Zelt ist –  so lange die noch nicht Mensch probiert haben. Ich werde das Ding aber sicher noch verfluchen.

Ich bin aber recht erstaunt über das Gesamtgewicht des Rucksacks mit Essen für 8 Tage und Wasser (3l) rund 15kg. Gefühlt ist das Ding immer zu schwer! Bequem ist er bei dem Gewicht nicht wirklich (ich habe immer zu viel Gewicht auf den Schultern). Ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass ich die größere Variante des Rucksacks bräuchte aber mangels Kundenservice von ZPacks konnte ich den nicht rechtzeitig bekommen. Somit hoffe ich es funktioniert so.

Die Eisaxt braucht man angeblich nicht mehr aber 250g die einem das Leben retten können sind es evtl. wert mitgenommen zu werden. Gekauft habe ich das Ding ja eh schon. Ich hoffe ich bereue es nicht. Gewicht ist Gift und der Bärenkanister wiegt mit Essen genug.

Ich entschließe mich abends an den Trail zurückzukehren, damit ich früh starten kann. Morgens ist aktuell die beste Zeit zum hiken bei der Hitze. Ich bin mal gespannt wie meine Klamotten in ein paar Tagen aussehen. Mein Shirt ist durch das ausgeschwitzte Salz schon etwas steif und sieht nicht so toll aus. Evtl. muss ich mal eine Flusswäsche testen.

Den Sonntag findet ihr aufgrund der Zeitverschiebung im nächsten Rückblick. Den gibt es aber evtl. zeitversetzt. Die nächste Etappe wird ggf. etwas länger, wenn es gut läuft.

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2 Kommentare

  • Standest du am Automaten – CheckIn in der Schlange, um deinen Koffer abzugeben?
    Gibt es immer noch die einreisefragen nach “Bombe mitgenommen” und “Anschläge machen”? 😆

    Beeindruckende Leere in den schönen Landschaften. Du warst doch nicht alleine unterwegs, oder?

    • Torsten

      Jetzt gibt es noch mehr Fragen nach Arbeitgeber usw. – man beantwortet das aber alles bereits beim Antrag. Die von dir erwähnten gibt es natürlich auch. Ich habe ein Visum, da läuft es eh anders.

      Doch, ich bin allein unterwegs. Man trifft natürlich je nach Abschnitt mal mehr mal weniger Leute.

      Der richtige Sierra Teil kommt heute um 20:00 online.

      Automaten checkin? Ich hatte einen Eimer 5 Gallon Bucket zum abgeben. Dafür war der automatisierte Checkin nicht geeignet. Man hat mich also weggeschickt zum a Standard Checkin.

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